Möbelindustrie: Prognose für 2023

VDM

Prognose für 2023

22. Februar 2023, 13:35
Jan Kurth

Karneval ist gelaufen, die Möbelbranche zieht Bilanz: Mit einer Umsatzsteigerung um 6,9 Prozent auf 18,766 Mrd Euro Umsatz hat die deutsche Möbelindustrie laut amtlicher Statistik das letzte Jahr abgeschlossen. „In einem normalen Jahr würden wir das feiern, aber letztlich ist das Umsatzwachstum zu gering“, brachte Elmar Duffner in seiner Position als VDM-Präsident das Dilemma gleich zu Beginn der gemeinsamen Pressekonferenz von Industrie und Handel auf den Punkt. „Das Wachstum war allein preisgetrieben“, so Duffner. Weil bekanntermaßen die stark gestiegenen Kosten teilweise weitergegeben wurden. Die Absatzmenge ist dagegen im letzten Jahr leicht gesunken.

Die Statistik im Detail: Der Inlandsumsatz nahm mit 5,5 Prozent auf 12,53 Mrd Euro weniger stark zu als der Umsatz im Export, der sich um 9,8 Prozent auf 6,236 Mrd Euro erhöhte. In die Zahlen flossen 449 Unternehmen (-2 Prozent) mit zusammen 78.322 (-1 Prozent) Beschäftigten ein. Die Arbeitszeit reduzierte sich um 2,2 Prozent. Nach einem grandiosen Jahresstart mit zweistelligem Wachstum hat die Dynamik im Jahresverlauf 2022 stark nachgelassen. Unter den verschiedenen Produktgruppen war mit 9,5 Prozent Plus auf 6,2 Mrd Euro wieder die Küchenindustrie der Primus. Die Polstermöbelhersteller konnten ihren Umsatz im letzten Jahr um 6,6 Prozent auf 1,1 Mrd Euro verbessern. Mit +8 Prozent auf 6,4 Mrd Euro bewegten sich die Hersteller Sonstiger Möbel (u.a. Kastenmöbel) im Mittelfeld der Branche.

Jedes dritte in Deutschland gefertigte Möbel geht heute bereits in den Export. Wichtigster Absatzmarkt für die deutschen Hersteller blieb trotz eines Rückgangs um 3,4 Prozent Frankreich. Zum Exportwachstum trugen vor allem Holland (+10,3 Prozent), die Schweiz (+7,3 Prozent) und überraschenderweise trotz aller Widrigkeiten UK (+6,9 Prozent) bei. Außerhalb Europas hat sich der US-Markt (+10,7 Prozent) als wichtigster Markt für deutsche Möbel etabliert. Die Nummer zwei außerhalb Europas, China, nahm wertmäßig dagegen 5,4 Prozent weniger ab.

Die Importe von Möbeln nach Deutschland wuchsen im vergangenen Jahr um knapp 3 Prozent auf 10,7 Mrd Euro. Dabei rangierte China mit 3,2 Mrd Euro (+6 Prozent) auf Platz eins. Allerdings gaben hier die Stückzahlen um 15 Prozent nach – über den Daumen gepeilt seien chinesische Möbel im vergangenen Jahr um 20 Prozent teurer gewesen, rechnete VDM-Geschäftsführer Jan Kurth vor. Die Importe aus Polen blieben wertmäßig konstant bei 2,9 Mrd Euro, nahmen aber mengenmäßig um 7 Prozent ab. Kurth: „Das zeigt, dass die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller sich verbessert hat.“

In den verbandsinternen Auftragseingangsstatistiken für Küche, Polster und Wohnen lässt sich zum Jahresanfang eine Stabilisierung erkennen. Noch nicht auf dem hohen Vorjahresniveau, doch „besser als erwartet“, so Duffner. Zu den Lichtblicken gehört, dass die Inflation den Zenit offenbar überschritten hat. Ab März wird auch wieder mit einer Abschwächung der Teuerung erwartet.  

Für das erste Halbjahr plant etwa die Hälfte der Möbelindustrieunternehmen mit Kurzarbeitsphasen. „Das ist über alle Segmente hinweg erkennbar“, so Kurth. Etwas weniger ist davon noch die Küchenindustrie betroffen, die aber auch Schichten oder einzelne Tage aus der Produktion genommen hat. Sichtbar wird die aktuell schlechtere Beschäftigung auch an einer Entspannung der Lieferzeiten. Nach einem schwachem ersten Halbjahr rechnen die Industrievertreter mit einer Erholung im zweiten Halbjahr, so dass die Prognose fürs Gesamtjahr aktuell lautet: Wertmäßige Seitwärtsentwicklung, mengenmäßiger leichter Rückgang. Den Optimismus für die Belebung im weiteren Jahresverlauf zieht Kurth unter anderem aus dem bislang stabilen Arbeitsmarkt und dem weiterhin hohen Stellenwert des Themas Einrichten. Positive Impulse soll erneut das Auslandsgeschäft liefern.

Der Möbelhandelsverband BVDM geht mit den Erwartungen der Industrie-Kollegen etwa konform. Unterm Strich könnte 2023 sogar ein leichtes Wachstum herauskommen, das dann aber wie im Vorjahr allein auf Preiseffekte zurückzuführen wäre. „Die Käufe werden von den Verbrauchern allerdings nicht mehr impulsiv, sondern eher besonnen und überlegt getätigt“, so der Verband.

BVDM-Geschäftsführer Christian Haeser stellte bei der PK die Hochrechnung für 2022 auf Basis der ersten zehn Monate vor. Demnach hat der Einrichtungshandel in Deutschland das Vorjahr mit 35,3 Mrd Euro Jahresbruttoumsatz um etwa 8 Prozent übertroffen. Im Handel waren Polstermöbel mit +14 Prozent die Wachstumstreiber, hier seien aber auch die Preise am stärksten gestiegen.  Der Küchenhandel schloss 2022 mit einem Wachstum von rund 8 Prozent ab, bei Büromöbeln konnte der Umsatz um 6 Prozent gesteigert werden, im Bereich Garten- und Wohnmöbel um über 8 Prozent. Dem gegenüber standen Umsatzeinbußen von rund 5 Prozent bei der Warengruppe Matratzen.

Den Anteil von Küchen- und Geräten am Möbelmarkt gibt der BVDM inzwischen mit 39 Prozent an, 30 Prozent sollen auf Wohn- und Gartenmöbel entfallen, 17 Prozent auf Polstermöbel, 10 Prozent auf Büro und 4 Prozent auf Matratzen.

Eine gemeinsame Interessenvertretung von Industrie und Handel, für die sich BVDM-Präsident Markus Meyer stark machte, soll in Zukunft dafür sorgen, dass für die Branche bedeutende Themen in Berlin und in Brüssel vorangetrieben werden. Zu solchen übergeordneten Themen gehören Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder Recht auf Reparatur. Meyer: „Eine so weitreichende Zusammenarbeit zwischen Industrie und Handel hat es noch nicht gegeben. Jeder ist eingeladen, sich der Brancheninteressenvertretung anzuschließen.“ Man werde auch zu einer ganz neuen Gesprächs- und Verhaltenskultur aufrufen. Die hörte man auch schon durch, als Meyer auf Journalistenfragen zu Preiserhöhungen der Industrie mit Argumenten antwortete, die man sonst eher aus Herstellerkreisen zu hören bekommt.

Zu Wort kommt bei der Jahreswirtschafts-PK der Verbände traditionell auch die Kölnmesse – in Person von Geschäftsbereichsleiter Matthias Pollmann, der ein paar Eckdaten zur „IMM Spring Editon“ im Juni durchgab: Man rechnet mit „gut über 500 Ausstellern“, davon 90 Prozent aus dem Ausland. Und: Die Messe soll auf jeden Fall stattfinden. Um das zu wissen, sei die Buchungslage positiv genug. In Köln läuft die viertägige Juni-IMM als „Transformationsveranstaltung“ mit der „Gelegenheit, neue Wege zu gehen“ hin zur Januar-IMM 2024, die dann erstmals fünf Tage dauern wird. Küchen sollen dann im Jahr 2025 wieder Bestandteil der Messe sein. Sowohl VDM und BVDM gaben der IMM während der PK Rückendeckung.

 

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