Mehrere Jahre mit Bomben-Umsätzen hat die Branche nun hinter sich gebracht. 2021 hat die deutsche Küchenmöbelindustrie mit 8,7 Prozent Umsatzplus auf 5,708 Mrd Euro abgeschlossen. Der Export legte 2021 gar um 17,5 Prozent zu und hievte den Exportanteil der deutschen Küchenbauer auf knapp 44 Prozent. Kurzum: Bis zuletzt waren genug Aufträge für alle da. Das ändert sich gerade. Die Kaufbereitschaft lässt nach, das Geld wird knapp. Die Preise, auch für Küchen, steigen rasant. Hinzu kommen die überall aufgebauten neuen Kapazitäten der Küchenindustrie. Hersteller müssen nun die Balance finden zwischen auskömmlichen Preisen und einem Preisniveau, das die Kunden auch noch bereit sind zu zahlen. Wer das nicht schafft, wird unter die Räder kommen. Von den großen Küchenbauern wird so schnell wohl keiner ins Wackeln geraten. Auch von denen hört man aber in den letzten Wochen zunehmend besorgte Worte – um die Vielfalt in der Branche, um den „bunten Blumenstrauß“.
Ein Geschäftsführer eines Top-5-Unternehmens sagt es so: „Wir werden bald wieder Überkapazitäten haben und Preiskampf. Wir haben die Kostensteigerungen noch nicht voll weitergegeben, die Vorlieferanten geben nicht nach, weil sie ihrerseits Angst wegen der Gaspreise haben, wir erwarten extreme Lohnsteigerungen. Viele Hersteller haben, ebenso wie der Handel, in den letzten Jahren Sondertouren gefahren, Materialläger aufgebaut, Aufwand für Corona-Maßnahmen betrieben. 2022 wird bei uns allen ein riesiges Loch in die Erträge reißen. Bei vielen Kleineren ist die Marge ohnehin auf Kante genäht. Das macht schon Sorgen für die Zukunft.“ Ein anderer: „Was viele Unternehmen, nicht nur kleinere Küchenhersteller, auch Wohn- und Polstermöbelhersteller im kommenden Jahr erwartet, das macht mich sehr traurig.“
Auf die INSIDE Küchen-Hitliste für 2022 wird man mit Spannung blicken, gerade weil sich auch die unterschiedlichen Vorgehensweisen bei Preiserhöhungen und Teuerungszuschlägen in den Umsätzen niederschlagen werden. 2021 allerdings sind hauptsächlich die Großen größer geworden. Und Häcker ist an Nolte/Express vorbeigezogen.
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Die Zusammenstellung der zehn umsatzstärksten deutschen Küchenbauer, unsere mittlerweile siebte INSIDE Küchen-Hitliste, ist inzwischen zur Tradition geworden. Um Vergleichbarkeit herzustellen, werden nur die Umsätze nach Erlösschmälerungen berücksichtigt.
Auch 2019 sind in der deutschen Küchenmöbelindustrie die Großen nochmal größer geworden. Aber nicht im selben Tempo wie in den von den Ausläufern der Alno-Pleite geprägten Vorjahren.
Speziell die großen Küchenmöbler wurden im letzten Jahr nochmal größer. Doch nicht nur die. Die mittlerweile fünfte INSIDE Küchen-Hitliste zeigt: Der Markt der Küchenbauer bleibt in Bewegung.
Mit 8,2 Prozent Plus brachte es Nobilia 2021, in dem Jahr, in dem die neuen Werke in Saarlouis und Am Hüttenbrink in Betrieb genommen wurden, auf einen neuen Umsatzrekord von 1,482 (Vorjahr laut Bundesanzeiger: 1,370) Mrd Euro. Das entsprach einer Steigerung um 8,2 Prozent. Während der Inlandsumsatz aufgrund der Lockdowns im Handel um 2 Prozent auf 695,5 Mio Euro sank, explodierte der Auslandsumsatz nahezu um 19,4 Prozent auf 787 Mio Euro. Der Exportanteil erreichte 53,1 Prozent. 830.000 Küchenkommissionen oder 8,3 Mio Schränke und 1,75 Mio Arbeitsplatten hat Nobilia in Summe produziert und 2,8 Prozent mehr E-Geräte verkauft als im Vorjahr. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich reiner Industrieumsatz. Unter Berücksichtigung von Nobili-as Handelsaktivitäten im Ausland (konsolidiert und quoten-bereinigt) stieg der Gruppenumsatz sogar um 11,2 Prozent auf 1,715 Mrd Euro. Von den Franchiseorganisationen im Ausland fließen übrigens nur die Franchisegebühren in die Berechnung ein. Seit wenigen Jahren beziehen wir in die INSIDE Küchen-Hitliste auch die Umsätze der Nobilia-Beteiligung Pino in Coswig mit ein, die in der Tabelle noch auf die 1,482 Mrd Euro draufgerechnet werden – nach Erlösschmälerungen trägt Pino geschätzt 60 Mio Euro bei. Macht in Summe 1,542 Mrd Euro.
Auch die Schüller-Zahlen für 2021 konnten sich wieder sehen lassen. Ebenso wie die neue Fertigung, die im Sommer mit Stolz der Fachpresse präsentiert werden konnte. Mit 671,5 (Vorjahr: 600,6) Mio Euro Nettoumsatz (vor Erlösschmälerungen) verbuchte Herrieden ein Plus von 11,8 Prozent. Der Export legte um 31,8 Prozent auf 197 Mio Euro zu, das Inlandsgeschäft um 5,1 Prozent auf 474,5 Mio Euro. Nach Erlösschmälerungen ergab sich im letzten Jahr nach INSIDE-Schätzung ein Gesamtumsatz von knapp 570 Mio Euro. Die Umsätze der ebenfalls mehrheitlich von den Schüller-Inhaberfamilien Schüller, Heller und Niederauer gehaltenen Unternehmen Impuls Küchen und Puris Bad schätzen wir nach Erlösschmälerungen auf zusammen 170 Mio Euro. Zusammen kämen die drei Firmen dann auf satte 740 Mio Euro.
Häcker Küchen hat seinen Umsatz (der in Rödinghausen immer vor Erlösschmälerungen genannt wird) 2021 mit gut 2.000 Mitarbeitern um 12,5 Prozent auf 727 Mio Euro erhöht, im Inland um 11 Prozent auf 446 Mio Euro, im Export um 16 Prozent auf 281 Mio Euro. Nach Erlösschmälerungen kam Häcker 2021 laut INSIDE-Schätzung auf 581 Mio Euro und ist damit an der Nolte-Gruppe vorbeigezogen. Den 2020er Wert korrigieren wir nach der Veröffentlichung im Bundesanzeiger marginal nach unten. 516,3 Mio Euro nach Erlösschmälerungen waren es. Wir hatten vor einem Jahr 520 Mio Euro geschätzt. Eines der größten Projekte in Rödinghausen war im vergangenen Jahr die Einführung der Rasterküche Concept130, die zum Ende dieses Jahres Classic ablösen wird. Classic hatte in der Vergangenheit etwa 60 Prozent Umsatzanteil, die Premiumschiene Systemat 40 Prozent.
Trotz der monatelangen Schließungen im Handel, die wegen eines vergleichsweise hohen Umsatzanteils in der Großfläche und im Discount (Express Küchen) stärker reinhauten als bei den anderen großen Herstellern, konnten die Küchenunternehmen der Nolte-Gruppe 2021 mit einem leichten Plus abschließen. Der Umsatz von Nolte Küchen und Express Küchen erreichte zusammen 562 (545) Mio Euro nach Erlösschmälerungen. Beide Firmen legten etwa im gleichen Maß zu. 2022 wird, dazu muss man kein Prophet sein, da die Lieferzeiten schon fast bis zum Jahresende reichen, voraussichtlich mit einem zweistelligen Plus zu Ende gehen. Dazu tragen natürlich der schwache Vorjahreswert im ersten Halbjahr und der unterjährige Teuerungszuschlag bei.
Trotz der monatelangen Schließungen im Handel, die wegen eines vergleichsweise hohen Umsatzanteils in der Großfläche und im Discount (Express Küchen) stärker reinhauten als bei den anderen großen Herstellern, konnten die Küchenunternehmen der Nolte-Gruppe 2021 mit einem leichten Plus abschließen. Der Umsatz von Nolte Küchen und Express Küchen erreichte zusammen 562 (545) Mio Euro nach Erlösschmälerungen. Beide Firmen legten etwa im gleichen Maß zu. 2022 wird, dazu muss man kein Prophet sein, da die Lieferzeiten schon fast bis zum Jahresende reichen, voraussichtlich mit einem zweistelligen Plus zu Ende gehen. Dazu tragen natürlich der schwache Vorjahreswert im ersten Halbjahr und der unterjährige Teuerungszuschlag bei.
Nach einer klitzekleinen Umsatzdelle im ersten Corona-Jahr hat Leicht Küchen 2021 nicht nur deutlich aufgeholt, sondern das Vor-Corona-Niveau
noch deutlich übertroffen. „Wir konnten uns im Inland wie auch im Ausland, annähernd parallel, gut entwickeln und ein Wachstum von 10 Prozent auf einen Wert von etwa 160 Mio Euro verzeichnen“, so Leicht-Chef Stefan Waldenmaier. Gut 60 Prozent des Umsatzes macht Leicht nach wie vor im Ausland, wobei der europäische Markt dominiert.
Mit dem neuen Werk 2 in Gügling hätte der Umsatz sogar noch stärker gesteigert werden können. Hätte – wenn nicht aufgrund knapper Vormaterialien im zweiten Halbjahr 2021 die Kapazitäten an die Warenverfügbarkeit hätten angepasst werden müssen.
Mit rund 115 Mio Euro hat Ballerina seinen Umsatz 2021 um etwa 10 Prozent gesteigert. Für 2021 wurden auch erstmals im Bundesanzeiger Umsatzerlöse in der GuV veröffentlicht: 108,2 Mio Euro waren das nach 97,8 Mio Euro im Vorjahr. Der Jahresüberschuss wurde in Rödinghausen mit 5,7 (5,5) Mio Euro angegeben, die Exportquote mit 42 Prozent. Nach Investitionen von 5,9 Mio Euro im vergangenen Jahr sind für 2022, 2023 und 2024 insgesamt 10 Mio Euro im Plan.
Im Vorjahr noch zu Unrecht auf dem achten Platz gelandet, wie der nun veröffentlichte Ballerina-Abschluss jetzt verrät, hat die Edelküchenschmiede Bulthaup aus Aich diesmal wirklich diese Position gebucht. Ganz knapp, muss man hinzufügen. 2021 erhöhte sich der fakturierte Umsatz wieder um 8 Prozent auf 112,6 (104,3) Mio Euro. Nach Abzug von Erlösschmälerungen meldet Bulthaup 106,4 (99,5) Mio Euro und ein Ergebnis vor Steuern von 12,2 Mio Euro. Erholt haben sich vor allem die europäischen Kernmärkte, was zu einem deutlichen Plus führte. In Asien und den USA blieb das Retail-Geschäft etwa stabil, während das Objektgeschäft wieder anzog. 2022 rechnet das Unternehmen mit einem weiteren Plus in Europa und in den USA. Auch die Projektumsätze legen weiter zu, insbesondere in Südkorea.
Auch der Küchenbauer Rotpunkt aus Bünde nähert sich allmählich dem dreistelligen Millionenumsatz. Um 19 Prozent auf 87 Mio Euro ist das 320 Mitarbeiter starke Unternehmen nach eigenen Angaben 2021 gewachsen – und zwar so ziemlich überall. Neben Deutschland, Belgien, Holland und Großbritannien zählen die skandinavischen Länder und Frankreich aktuell zu den Kernmärkten von Rotpunkt Küchen. Nach Erlösschmälerungen haben wir um die 84 Mio Euro errechnet.
Pronorm wird seine Kapazitäten in Vlotho durch die jüngsten Investitionen am Standort mittelfristig auf 400.000 Schränke bzw. 40.000 Küchen pro Jahr ausbauen. 2021 waren es 340.000 produzierte Typen und ungeschmälert fast 100 Mio Euro Umsatz – noch ohne Preiserhöhungen, die folgten ja erst zum Jahreswechsel. Konkret verbesserte der Küchenbauer seinen Umsatz 2021 um 14 Prozent und kam auf 98,7 Mio Euro vor Nachlaufkonditionen. Nach Erlösschmälerungen ergeben sich nach INSIDE-Schätzung 75 Mio Euro fürs letzte Jahr. 2022 soll ein weiterer großer Schlag draufkommen.
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