Die Küchen von morgen (7)

Die Küche muss Verbrauchern schmecken

20. Mai 2021, 9:08
Futurekitchen-Team: Christiane Pauli und Hanni Rützler

Von Christiane Pauli, Futurekitchen

Die Corona-Pandemie – so viel ist inzwischen klar – wird unser Leben langfristig verändern und somit unsere heimischen Küchen. Verhaltensweisen, die über Monate zwangsweise erprobt wurden, werden auch nach der Krise unser Konsum- und Kochverhalten und unsere Lebensstile prägen. Doch werden Hersteller und der Handel aus den während der Lockdowns gemachten Erfahrungen die richtigen Schlüsse ziehen, um in Zukunft resilienter aufgestellt zu sein?

Neue Werte in der Gesellschaft

Die Covid-19-Pandemie hat in einer noch nie dagewesenen globalen Gleichzeitigkeit sämtliche Systeme der Gesellschaft in die Knie gezwungen. Jedes Teilsystem verändert sich gerade, manche tiefgreifend und einige nur an der Oberfläche, aber jeder Bereich der Gesellschaft ist wechselwirksam mit den anderen verbunden. Plötzlich ist es vollkommen „normal“, auch frische Lebensmittel online einzukaufen und sich liefern zu lassen. Es ist vollkommen „normal“, sich beim Lieblingslokal nicht nur ein fertiges Menü, sondern ein Homecooking-Menü zu bestellen, und es zuhause zu finalisieren.

Futurekitchen 2 Fotor
Quelle: FOODREPORT 2022 von Hanni Rützler

Wenn über die Zukunft der Küche gesprochen wird, fällt auf, dass von Digitalisierung, Farben, Design, Materialien, Größe oder Oberflächen die Rede ist. Doch über Kochen und Zubereiten von Speisen und deren gravierende Veränderungen in der Zukunft, macht sich kaum jemand Gedanken. Sie sind wichtige Motivatoren für die Weiterentwicklung von Küchenmöbeln, E-Geräten oder dem Innenleben einer Küche! Unsere heimische Küche ist der Ort an dem gekocht, experimentiert und gegessen wird, nur dadurch hat sie ihre Daseinsberechtigung.

Die Esser und Esserinnen der Zukunft prägen die Küchen der Zukunft

Auf die Vielfalt alter und völlig neuer Nahrungsmittelquellen wird es in Zukunft ankommen. Auch wenn Lobbyisten bestimmter Ernährungsweisen oder Technologien uns die eine oder andere Alternative als allein zielführenden Königsweg verkaufen wollen. Denn es sind die Konsumenten und Konsumentinnen, die im Zuge der neuen Konnektivität und aufgrund immer ausdifferenzierterer E-Food-Angebote diese Auswahloptionen und damit ihre neue Macht immer mehr nutzen werden. Zum Beispiel mit Apps, die den Kunden in Zukunft jene Produkte zeigen, die ihren persönlichen Anforderungen am besten entsprechen und auch die passenden Zubereitungsmöglichkeiten mitliefern.

Die Esserinnen und Esser der Zukunft werden auf zahlreiche unterschiedliche Nahrungs- und Nährstoffquellen zurückgreifen und durch diese Vielfalt eine ethisch und sozial gerechte, gesunde, ökologische und nachhaltige Ernährung verfolgen: Sie werden Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte essen, Pilze, Algen und Kräuter, Plant Based Food und bei Fleisch nicht nur Brust und Filet. Und sie werden zunehmend auch auf heute noch exotisch wirkende Produkte aus Insekten oder aus Nährstoffen zurückgreifen, die durch Fermentation aus Mikroorganismen gewonnen werden.

All diese Entwicklungen erwarten uns in naher Zukunft. Weltweit sind sie längst angekommen. Darauf muss sich die Küchenindustrie auch im deutschsprachigen Raum einstellen, um ihr Sortiment zeitgemäß anzupassen. Denn Essen und Kochen sind die Daseinsberechtigung einer Küche und aller ihrer Bausteine. Ein Industriezweig, der in der Pandemie Jahrhundertumsätze eingefahren hat, wird nun durch die jüngeren Generationen zum Aufbruch aufgefordert. Es muss jetzt ein Umdenken stattfinden, es müssen jetzt die Augen für die Zukunft und für neue bewusstere Konsumenten geöffnet werden. Denn die Köchinnen und Köche zu Hause bestimmen die tatsächliche Nutzung einer Küche.

Was bedeutet das?
Hersteller von Einbaugeräten wie Kühlschrank, Geschirrspüler und Backofen, Produzenten von Kochutensilien und Möbelhersteller sind an der Reihe, um die Küche mit innovativen Funktionen zukunftsfähig zu machen. Es lohnt sich über Produkte nachzudenken, die dem neuen Alltag beim Kochen besser nachkommen und somit die Küche zukünftigen Anforderungen entsprechend neu aufstellen.

Wenn wir uns Homecooking-Kits nach Hause liefern lassen, in denen alle Zutaten genau auf die Personenzahl abgestimmt sind, wenn wir auf unseren Kochalltag und unsere Vorlieben abgestimmte Liefer-Abos abgeschlossen haben, brauchen wir vorab nicht oder weniger einkaufen. Unsere Bevorratung verändern sich. Wir kaufen nicht mehr so ein wie früher und benötigen weniger „Speicherplatz“ im Küchenschrank oder im Kühlschrank. Reis, Nudeln, Kartoffeln, Mehl etc. kommen aus dem eigenen Bestand weniger zum Einsatz. Andererseits stellt das Kochen mit mehr frischem Gemüse andere funktionale Anforderungen (von der Spüle bis zum Komposter).

Auch neue Lebensformen fordern von Küchenherstellern mehr Fantasie: Die Zahl der Single-Haushalte steigt. Rund 17,6 Millionen Menschen in Deutschland lebten im Jahr 2019 alleine. 2018 waren es 17,3 Millionen. Der Anteil der Single-Haushalte ist zwischen 1991 und 2019 von 34 Prozent auf 42 Prozent gestiegen. Singles kochen und essen anders, stellen andere Anforderungen an Küchen. Andererseits etablieren sich auch neue kooperative Wohnformen jenseits klassischer Wohngemeinschaften. Damit gewinnen auch gemeinsame Koch- und Essräume (in denen junge Familien sich auch bei der Kinderbetreuung unterstützen können ohne auf kulinarische Freuden verzichten zu müssen) wieder an Attraktivität. Und sollten sich Küchenhersteller nicht auch die Frage stellen, ob die neue Küche den alltäglichen Herausforderungen gewachsen ist, die sich in Familien stellen, in denen Veganer und Karnivoren konfliktfrei kochen und essen möchten?

Um diese und noch viele andere entscheidende Fragen über die Zukunft des Kochens und Essens und den Wandel der Anforderungen an Küchen zu diskutieren und gemeinsam Lösungen zu finden, haben die Foodtrendexpertin Hanni Rützler und ich die futurekitchen gegründet. Hier treffen sich innovative Küchenausstatter - von Arbeitsplattenherstellern bis E-Geräteproduzenten – mit kreativen Food-Start-ups und Table-Ware-Designern sowie Profis aus flankierenden Branchen, um gemeinsam recht weit über den Tellerrand zu schauen, um das Verständnis für zukünftige Entwicklungen zu vertiefen und Visionen zu entwickeln. Visionen, aus denen die teilnehmenden Unternehmen in der Folge ihre eigenen Schlüsse für Produktentwicklungen ziehen können oder die sie dazu anregen, in Kooperation mit anderen gemeinsam neue Lösungen zu finden und erfolgversprechende Produkte zu entwickeln.


Schauen Sie rein in die futurekitchen – denn das „Neue Normal“ braucht innovative Küchen!

www.futurekitchen.eu

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