Kuppeln fürs Objektgeschäft: Mall of Design soll 2023 in Berlin an den Start gehen

Mall of Design

Kuppeln fürs Objektgeschäft

08. Dezember 2022, 9:30

Mitte 2023 geht in Berlin die Mall of Design an den Start. Das Projekt soll Lieferanten aus dem Einrichtungsbereich mit einer Community von rund 2.500 Designern und mit Hunderten Ausstattern von privaten und institutionellen Projekten vernetzen. Fixe Zusagen aus der Industrie gibt es bislang unter anderem von drei Unternehmen aus dem Küchensegment, aber auch Lieferanten anderer Möbel werden dabei sein.

„Der Handel schneckelt gerade“, sagt Volker Linnig. Linnig kann das aus erster Hand beurteilen, schließlich ist er seit 1981 im Küchenhandel tätig.

Je länger die Frequenz mau ist auf der Fläche, umso mehr nimmt sich die Industrie vor, neue Märkte oder gar weitere Vertriebswege zu erschließen, um Umsätze zu sichern. Als zusätzlicher Vertriebsweg fällt einem schnell das Objektgeschäft ein, was allerdings ganz so easy nicht zu bedienen ist. Der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur kann sich ziehen; es kann Peaks in der Auslastung geben und natürlich ebenso viele Flauten. Und dann gilt es für Lieferanten ja auch noch, die Befindlichkeiten des Handels bzw. der Verbände zu beachten, speziell natürlich im deutschsprachigen Raum.

Mancher bleibt da lieber unter dem Radar. Über Nobilias Projektabteilung N. Object beispielsweise findet man kaum etwas im Netz. Im Projektbereich gibt es eigene Anforderungen und Gesetze. Nicht ohne Grund hat ein Unternehmen wie Willi Schillig fürs Projektgeschäft eine eigene Gesellschaft gegründet.

Aus dem Bedarf heraus scheinen sich auch Netzwerke zu entwickeln, die Hersteller mit Objektträgern verkuppeln. Wie Universal Rooms mit Sitz und Ausstellung im Haus Aussel in Rheda-Wiedenbrück, die sich aufs Wohnen im Alter spezialisiert haben. Als Berater im Objektbereich am Netzwerken ist seit dem Frühjahr auch Unruheständler Jürgen Merkelbach (JM Consult), der Produkte aus dem Portfolio seines früheren Arbeitgebers – von Wimex über Wiemann, Femira und Loddenkemper bis Otten – und darüber hinaus auch andere Möbel, Fußboden etc. vermittelt. Ähnlich wie die seinerzeit von der Hüls-Gruppe ins Leben gerufene Objekt- Vertriebsgesellschaft Furncon, die heute als Hülsta individual unterwegs ist. Auch Architecto, das Digitalprojekt der Störmer- Gesellschafter, zielt in diese Richtung.

Der Berliner Küchenhändler Volker Linning hat – zusammen mit Partnern, die erst Anfang kommenden Jahres genannt werden mögen – als Geschäftsmodell erkannt, Lieferanten Hilfestellung beim Erschließen des Objektbereichs zu leisten. Gleichzeitig wird die Mall of Design als Dienstleister für Designer und Architekten auftreten und mit Events für Frequenz sorgen.

Unter-der-Hand-Dossiers

Um Aussteller in Lieferantenkreisen und Mitglieder aus der Designcommunity zu gewinnen, hat Linnigs Team zwei Dossiers im PDF-Format erstellt. Eins auf Deutsch und eins auf Englisch. Die verbreiten sich gerade selbstständig in der Möbelbranche und haben auch schon den ein oder anderen Pressevertreter auf den Plan gerufen. Vor allem aber auch Interessenten aus dem Ausland. Ein wenig gewundert hat Linnig sich schon, wer ihn alles angesprochen hat auf das Projekt. „Wir sind in der Planung irgendwie vom Interesse überholt worden“, sagt er. So kommt es auch, dass bereits vor der Eröffnung in Berlin weitere Standorte auf dem Plan stehen. 2025 sollen Hamburg und Düsseldorf folgen, 2026 München. Im Ausland von London bis Los Angeles könnten schon ab 2024 Franchise-Partner das Modell multiplizieren. Potenzielle Franchisenehmer kamen schon aus eigenen Stücken auf ihn zu.

Linnig Volker Wittling Thomas Fotor

Schnappschuss bei der AMK-Veranstaltung im Herbst: Volker Linnig, Thomas Wittling

___STEADY_PAYWALL___

Wie Linnig die Idee hatte zur Mall of Design, will die INSIDE-Reporterin wissen. „Man lernt viele Leute kennen auf dem Weg“, antwortet er. Viele seiner Freunde aus den ganzen Jahren im Küchenhandel habe es in Richtung Design getrieben. Von der Designcommunity hat er erfahren, dass Designer den Küchenbereich oftmals gar nicht bedienen oder die Küchen im Küchenfachhandel planen lassen. Hintergrund: Sie selbst haben häufig nicht die Planungskompetenz oder die Möglichkeiten zur Abwicklung und zudem bei einzelnen Küchen gar keinen Zugriff auf die Ware. So sei ihm die Idee gekommen: Warum nicht die Organisation für die Designer übernehmen?

Etwa zwei Jahre sind seitdem vergangen. Im Laufe weiterer Gespräche, auch mit Designer- und Architektenverbänden, ergab sich dann, dass es nicht allein um Küchen gehen darf. „Ich beobachte die Branche seit vielen Jahren und habe das Ziel, immer den Nerv der Zeit zu treffen“, sagt Linnig.

2007 traf er den mit seiner Küchenbörse. Da er mit dem traditionellen Küchengeschäft bei zwei Studios nicht die Chance sah, Berlin-weit Aufmerksamkeit zu erregen, gründete er die Küchenbörse. Das Modell: Werbewirksamer Abverkauf von Hausausstellungen der Industrie und Insolvenzverkäufe. An zuletzt drei Standorten verfügt die Küchenbörse über fast 18.000 qm Ausstellungsfläche. Getrommelt wird mit den Abverkaufsschnäppchen, tatsächlich entfällt aber der größte Teil des Geschäfts auf Neuküchen im unteren bis mittleren Preisbereich. Dieses Modell hat all die Jahre gut funktioniert. „Doch jetzt ist eine neue Ära“, sagt Linnig. Er will wieder etwas bieten, was am Markt noch fehlt. Die Küchenbörse-Standorte in Hellersdorf und Reinickendorf bleiben bestehen. Der Standort Lichterfelde wird ab Januar zur Mall of Design umgebaut.

Mall of Design Fotor

So soll es werden: Auszug aus dem Dossier

Als operative Gesellschaft wird künftig eine Mall of Design GmbH & Co. KG auftreten. Zu diesem Zweck wird Linnig die Kitchenworld umfirmieren, eine Gesellschaft aus dem zusammen unter anderem mit dem heutigen Haier-Deutschland-CEO Thomas Wittling angestoßenen Projekt, das ursprünglich das Ziel der Lead-Generierung für den Küchenhandel hatte. Aktuell ist Linnig hier Alleingesellschafter. „Das wird sich im Januar ändern“, sagt er. Ein Partner aus dem Möbel-Segment und einer aus dem Design-Umfeld sind schon fix, mit weiteren Investoren wird noch verhandelt.

„Das Haus zum Leben bringen“ will das Mall-of- Design-Team unter anderem in Zusammenarbeit mit der Kunstakademie, durch Firmenfeiern oder Präsentationen von Herstellern. Drei Showküchen sind geplant. Von den auf fünf Etagen verteilten 10.000 qm sind 5.500 qm für Ausstellungsfläche vorgesehen, 3.000 qm für Logistik und Lager. Interior Designer und Architekten können zudem Co-Working-Spaces mieten. Auch ein Bistro und ein Restaurant sind geplant sowie Flächen für Vernissagen und „Experimente“. Die Umgestaltung übernimmt ab Januar das Hamburger Designbüro Krohn+Hardeland. “

Innovationen ohne Filter

Die Aussteller sollen aus allen Bereichen des Einrichtungsmarkts kommen: Boden, Wand, Decke, Stoffe, Tapeten, Bilder, Möbel, Küchen, Designelemente und Beleuchtung. Verträge wurden noch keine unterzeichnet, was schlicht daran liegt, dass sie momentan noch ausgearbeitet werden. Tinte fließen soll dann im Januar. Drei Küchenhersteller haben bereits fest zugesagt, zwei davon sind unter den Top 5. Maximal vier sollen es werden; im Möbelbereich können es deutlich mehr werden. Wichtig: Es sollen Eyecatcher gezeigt werden, nicht das komplette Sortiment.

Eine Buchung ist permanent möglich oder zeitlich begrenzt. Parallel wird eine digitale Filiale hochgezogen, in der dann weitere Sortimente Platz haben werden. Es soll aber vor allem auch Platz für Innovationen geben. Linnig: „In der Wertschöpfungskette gehen so viele Innovationen verloren. Ein Zulieferer entwickelt etwas Tolles. Als erstes selektiert dann der Hersteller, danach selektiert der Einkäufer aus dem Handel und später im Verkauf auch noch der Verkäufer. Wir wollen Innovationen ungefiltert Raum geben. So kann der Consumer selbst sein Urteil abgeben.“

Die Dienstleistungen für die Designcommunity umfassen neben dem Vermitteln von Industriekontakten und Einkaufskonditionen ein ERP-System zur professionellen Abwicklung von Projekten und auch Schulungen, Küchenplanung und Montage. Ein Partner, der alle Module in Anspruch nimmt, müsste monatlich 2.400 Euro bezahlen. Erwirtschaftet er 50.000 Euro Umsatz bekommt er zwischen 20.000 und 25.000 Euro Margengutschrift überwiesen, kann man einem Rechenbeispiel entnehmen. Wer die Fülle der Dienstleistungen nicht benötigt, kann als Designer aber auch für einen geringen monatlichen Beitrag („Zum Preis von einem Cappuccino“) an der MoD teilnehmen. Als Einkaufsverband will Linnig das Projekt nicht verstanden wissen. „Wir organisieren alles für die Designer“, sagt er. Oder auch für Küchenhändler ohne eigenes Studio.

Die MoD-Führungsmannschaft wird gerade zusammengestellt. Vier Manager sollen es sein und sechs Bereichsleiter.

Verwandte Artikel

Bauknecht

Nach der Alno-Pleite

Die neue Küche (mit Video)

Heißes Weihnachten

Schmidt Küchen (Video)

Neuer Chef, neue Pläne

Anzeige

Hier zum Newsletter anmelden:

INSIDE Wohnen Verlag GmbH
Destouchesstr. 6
80803 München

Telefon: (089) 38 35 670
Telefax: (089) 34 21 24

E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Vertrieb
Projekte