Die nordische Software-Küche

RMT Soft

Die nordische Software-Küche

17. November 2022, 9:50
Software für die Branche: Dirk Fitzke und Andrea Netenjakob

Südlich von Bremen, im niedersächsischen Stuhr-Brinkum, entwickelt die Nobilia-Tochter RMT Soft Lösungen für die Branche. Gearbeitet wird nicht in einem schicken Start-up-Quartier, sondern in direkter Kundennähe – über einem großen, inzwischen zu Culinoma gehörenden Küchenfachmarkt im Industriepark Stuhr. Wie es dazu kam und was das Softwarehaus aktuell umtreibt.

Im Gegensatz zu manchem anderen Softwarehaus startete RMT Soft nicht als IT-Start-up von Programmierern durch, sondern als Projekt eines besonders engagierten Küchenhändlers. „Am Anfang stand ein Problem: Gerhard Stürmeyer, Inhaber des damaligen Küchentreff-Marktes vor Ort, fand keine passenden Softwarelösungen für sein Haus“, sagt Dirk Fitzke, IT-Leiter in Verl und heute gemeinsam mit Gregor Soll auch Geschäftsführer bei RMT Soft. Also gründete Stürmeyer 2013 seine eigene Softwareschmiede. Die hat dann unter anderem ein Warenwirtschaftssystem programmiert. Ab 2015 wurde die Lösung Atak entwickelt, die Fehler in Küchenplanungen erkennt. „Atak ist heute noch unser Zugpferd“, so Fitzke. Durch dieses Projekt gab es dann schon die ersten weitergehenden Kontakte zu Nobilia. 

Als Firmengründer Stürmeyer und dessen Ehefrau ihre drei Küchentreffs an Culinoma verkauften und auch RMT Soft zum Verkauf stand, entschied sich Nobilia zuzugreifen. Der Küchenbauer übernahm alle Anteile. Auch andere Hersteller waren damals interessiert.

„Das Produkt Auftragsprüfung ist für Nobilia strategisch wichtig. Deshalb sind sie damals eingestiegen“, sagt Fitzke. Ins Geschäft der Tochter aus Norddeutschland mischen sie sich in Verl aber nicht ein. Fitzke: „Auch wenn wir eine komplette Nobilia-Tochter sind: Wir genießen hier den größtmöglichen Freiraum.“

Aktuell hat RMT Soft drei eigene Lösungen im Köcher. Atak ist die bislang bekannteste. Die Software nutzen mehr als 4.000 Kunden und über 10.000 Softwarenutzer, etwa 100 monatliche Neukunden kommen hinzu. Inzwischen gibt es Versionen in 14 Sprachen.___STEADY_PAYWALL___ Andrea Netenjakob, zuständig für IT-Vertrieb und Business Development, sagt es so: „Atak ist unser Renner.“ Durch die Überprüfung der Planung in Atak könne die Reklamationsquote drastisch reduziert werden. Bei regelmäßiger Nutzung – und zwar wirklich nur dann – kann die Rekla-Quote nach Firmenangaben in der Großfläche um die Hälfte gesenkt werden, bei kleineren Küchenstudios sogar um 80 Prozent. Außerdem bietet das Tool neben der Fehler- und Kostenvermeidung den Vorteil, zusätzliche Leistungen anzubieten. Nachdem die Planung überprüft wurde, sieht man beispielsweise, ob noch ein Besteckeinsatz fehlt oder welche Zusatzartikel angeboten werden könnten. Etwa 70.000 Fehlermeldungen im Monat gibt die Software momentan aus. Atak kann mit 13 Planungs-Tools von Carat bis genutzt werden. 

Neben Atak haben die Stuhr-Brinkumer die Warenwirtschafts- und ERP-System Workx und die Montage-App MSA auf den Markt gebracht. Die Warenwirtschaft wurde von Grund auf neu entwickelt. Sie soll künftig das Kernprodukt werden. Seit Anfang 2022 ist Workx als Cloud-Lösung verfügbar. „Das nimmt für Händler die Hürde überhaupt ein WWS einzusetzen. Denn ohne Cloud müssten sie ja außerdem noch Server, SQL-Datenbanken und so weiter vorhalten und pflegen“, sagt Netenjakob. Mit der Cloud-Lösung müssen die Händler lediglich noch eine Internetverbindung haben. Auch ein eigenes Planungsprogramm kann angeschlossen werden. Hinzu kommen Schnittstellen zu bereits beim Kunden genutzten Lösungen, ob Planungssoftware, DATEV-Schnittstelle oder E-Mail-Programm.

Auf den letzten Küchenmessen war auch die Montage-App MSA ein Thema bei den Interessenten. Eine Lösung, auf die der Markt gewartet hat? Mit einer gewissen Verzögerung setzt sich der Ansatz durch. Fitzke: „Wir haben bereits ab 2016/ 2017 erste Überlegungen zu einer solchen App angestellt. Dann haben wir uns ans Entwickeln gemacht. Monteure sollen einfach und ohne fehleranfällige ‚Zettelwirtschaft‘ in ihrer Arbeit unterstützt werden. Im Markt setzt sich dieser Ansatz seit diesem Jahr auch durch. Wir sind nicht der einzige Anbieter in dem Bereich – es gibt etwa zwölf Montage-Apps –, aber wir sind natürlich von unserer Applikation überzeugt.“

Inklusive Geschäftsführung arbeiten bei RMT Soft 13 Menschen. „Unsere Spezialisten stammen alle aus der Branche und kennen sich aus“, so Geschäftsführer Fitzke. „Neben unserem Team hier im Norden unterstützen uns noch zehn weitere Kollegen einer Partnerfirma im litauischen Vilnius.“  Zumindest vorerst bleibt es bei der Konzentration auf diese drei Produkte. „Natürlich schauen wir uns aber die Trends an, bleiben am Ball“, sagt Fitzke. „Ein für uns kleineres Geschäftsfeld, auf dem wir uns tummeln, sind E-Commerce-Lösungen speziell für den Küchenhandel, die wir für die Märkte Deutschland, Schweiz, Frankreich. Niederlande und USA vertreiben. Für den besonders gut durch-digitalisierten Markt in UK haben wir auch einen Lead-Generator im Portfolio.“ Derzeit konzentrieren sich die Nordlichter auf den DACH-Markt. Auch im französischen Markt sei man gut vertreten, heißt es.

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