Der Architekt Ralf Weißheimer gründete vor 13 Jahren das Küchenlabel Popstahl. Die reine Stahlküche, produziert in Österreich, nimmt Fahrt auf.
Über 100 Rezepte hat Verena Lugert in ihrer wöchentlichen Spiegel-Kolumne den Lesern bereits vorgestellt. Zu Lockdown-Zeiten stellte die gebürtige Bayerin, die heute in Hamburg lebt und unter anderem bei Starkoch Gordon Ramsay arbeitete, fast täglich neue Rezepte für den Spiegel ins Netz. Das neue Buch der Spiegel-Bestseller-Autorin „Lieblingsessen“ erscheint im Oktober. Die Internet-Plattform www.i-love-food.com ist vor wenigen Tagen live gegangen. Lugert hat sich eine große Fanbase aufgebaut. Einer ihrer Fans ist Ralf Weißheimer, Gründer und Inhaber von Popstahl Küchen mit Sitz in Berchtesgaden. Und Lugert kocht mittlerweile auf einer Popstahl-Küche.
Weißheimer ist studierter Architekt. Die Vision, Küchenanbieter zu werden, die hatte Weißheimer nicht. Mit seinem damaligen Geschäftspartner Christian Thommes gründete er das Berliner Architekturbüro Institut feiner Dinge. Im Jahr 2008 haben die beiden mit ihrer Firma ein größeres Projekt an Land gezogen. Eine Zahnarztpraxis sollten sie gestalten und haben dazu auf Möbel der Firma Mediadent zurückgegriffen. Die Firma ist auf die Produktion von Möbeln für Praxen aus österreichischem Stahl spezialisiert. Mit Küchen hatte Mediadent zu dem Zeitpunkt nichts am Hut. Das sollte sich durch Weißheimers Idee schnell ändern. „Der Gedanke, mit den Stahlmöbeln aus österreichischer Produktion eine Küche herzustellen, der ist mir damals sofort in den Kopf geschossen“, sagte Weißheimer bei einer Wanderung durch Berchtesgaden, zu der er Journalisten und Blogger diesen Sommer eingeladen hat. Ziel der Wanderung: ein Kochevent mit Verena Lugert im Popstahl-Showroom im bayerischen Bergland.
Mediadent, erzählt Weißheimer weiter, sei nach einigen Gesprächen von der Idee überzeugt gewesen. „Die Produktion musste für uns angepasst werden. Medizinschränke haben
andere Maße als ein typischer 60er-Schrank in der Küche“, sagt Weißheimer. Noch im gleichen Jahr produzierte Mediadent die erste Küche nach Weißheimers Designentwurf. Die beiden Architekten gründeten mit einem weiteren Partner im Jahr 2009 die Firma Popstahl.
Durchschnittspreis liegt bei 60.000 Euro
Heute ist Weißheimer alleiniger Inhaber des Unternehmens. Die ehemaligen Geschäftspartner einigten und trennten sich. Für Weißheimer ein guter Deal, wie er findet: „Seit 2016 nimmt die Firma richtig Fahrt auf.“ Den Boom der letzten Jahre hat auch Popstahl nutzen können. Weißheimer: „Wir konnten zuletzt gut 20 Prozent zulegen.“ Das Jahr 2022 sei, wie für die meisten Küchenhersteller, das beste der Firmengeschichte. Genaue Umsatzzahlen nennt der Unternehmer nicht. Nur so viel: Knapp 50 Küchenkommissionen produziert Popstahl jedes Jahr. Und es werden immer mehr. Wer eine Küche von Weißheimer zu Hause haben will, der muss tief in die Tasche greifen. „Der durchschnittliche Preis unserer Küchen liegt bei 60.000 bis 65.000 Euro. Tendenz steigend“, sagt Weißheimer, für den momentan sechs Leute arbeiten.
Weißheimer lebt und arbeitet Vollzeit in Berchtesgaden. Er kennt jeden Berggipfel und jede Wanderroute in der Gegend mit Blick auf den Watzmann, Deutschlands zweithöchsten Berg.
Bis heute läuft die Partnerschaft zwischen Popstahl und Mediadent. Auf der Website des österreichischen Unternehmens Mediadent, das auch in Deutschland eine Niederlassung in München hat, sucht man dennoch vergebens nach Küchen. Und auch Popstahl ist noch nicht in aller Munde, wenngleich den Küchenexperten durchaus ein Begriff. „Wir bleiben gerne im Hintergrund“, sagt Weißheimer. Popstahl stellt auf keinen Messen mehr aus. Und Weißheimer schaltet auch kaum Anzeigen in Magazinen oder im Netz. Einzige Ausnahme: Werbung im Slowfood-Magazin. Weißheimer: „Nachdem das Magazin erscheint, erhalten wir fast immer einen Küchenauftrag.“ Auch Partnerschaften mit Küchenstudios sind nicht angedacht. „Stahl ist sehr teuer. Das ist auch der Grund, warum unsere Küchen so teuer sind. Die Margen der Küchenhändler würden die Küchen noch teurer machen. Das macht keinen Sinn“, sagt Weißheimer. Einziger externer Händler mit Popstahl-Küchen im Angebot ist der Concept Store Raumwerk in München.
200 Farben im Angebot
Am liebsten setzt Weißheimer allerdings auf Mundpropaganda und veranstaltet Kochabende mit Köchin Lugert. Zu diesen Veranstaltungen werden eben dann Blogger und Journalisten eingeladen. In Berchtesgaden war unter anderen Silke Untch dabei. Die Münchnerin hat unter dem Account la.cecilia.munich auf Instagram knapp 160.000 Follower und verschickte den ganzen Abend immer wieder Videos der Popstahl-Küchen aus dem Showroom ins Netz zu ihren Fans. „Durch Influencer-Marketing erreichen wir sehr schnell viele Personen und können so bekannter werden.“ Auch mit Bora wurde ein Event veranstaltet und Auszüge davon auf Instagram veröffentlicht. „Wir erreichen nicht immer unsere Zielgruppe, doch oft die Kinder derer, die eine Popstahl-Küche wollen. Und die zeigen es dann eben ihren Eltern.“ Überhaupt ist die Popstahl-Küche sehr Instagram-tauglich. Die verzinkte Stahlküche ist in nahezu jeder Farbe erhältlich. Bis zu 200 Farben stehen zur Auswahl.
Den Flagship-Showroom in Berchtesgaden eröffnete Weißheimer im vergangenen Jahr. Weißheimer ist heute Küchenanbieter und Händler zugleich und führt die Marken Berbel, Bora, MGS, Miele, Quooker, Smeg und V-Zug. Ab September steht eine Popstahl-Vorführküche bei Verena Lugert in Hamburg. Auch dort ist im kommenden Monat ein Kochevent geplant. Es gibt momentan Überlegungen, einen Showroom in NRW zu eröffnen. Und auch im Münchner Edel-Haushaltswaren-Geschäft Kustermann am Viktualienmarkt steht eine Eventküche von Weißheimer, an der täglich gut 4.000 Personen vorbeigehen. Auf die Frage, wen er als größten Konkurrenten sehe, sagt Weißheimer: „Ich sehe uns als Freischwimmer im Markt.“ Könnte er recht haben. Schaut man auf den Preis, kommt wohl eine Bulthaup-Küche einer Popstahl am nächsten.
Beim Kochevent mit Verena Lugert dürfen und sollen dann alle mit anpacken. Avocados und Tomaten schneiden, diverse Salsas zubereiten und kühle Getränke verköstigen. Und, im besten Fall, alles auf Instagram mit den Fans teilen.
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