Die Digitalisierung der Küchenbranche ist im vollen Gange. Die Werke sind bereits weitgehend automatisiert, und seit Corona gehören digitale Küchenplanungen zum Alltagsgeschäft. Ein Trio aus Herford sieht allerdings noch Nachholbedarf bei der digitalen Nachbearbeitung der Aufträge. Eine Marktlücke?
„Snag Tal richtet sich in erster Linie an den Küchenfachhandel und die Monteure, die im letzten Schritt die verkaufte Küche beim Kunden montieren. Unsere Erfahrung zeigt: Hat ein Monteur mit unserer Lösung gearbeitet, will er sie nicht mehr im Arbeitsalltag missen“, sagt Thomas Leimbrock, Gründer und Geschäftsführer von Snag Tal in Herford. Leimbrock ist schon lange in der Küchenbranche unterwegs. Er war kaufmännischer Leiter bei Küchen Aktuell in Mülheim und übernahm danach die Leitung eines Serviceteams bei Häcker Küchen. Die letzten sechs Jahre vor Snag Tal arbeite Leimbrock als Innendienstleiter bei Pronorm. „Prozesse optimieren wollte ich seit jeher. So ist auch die Idee entstanden, die Prozesskette zwischen Industrie, Handel, Monteur und Endverbraucher zu verbessern.“ Alleine schafft man es bekanntlich nur selten, so groß formulierte Ziele zu erreichen. Leimbrocks Handball- Buddy Lars Pilgrim, IT-Spezialist, und Anke Lübbe, eine frühere Pronorm-Arbeitskollegin, waren angetan von der Idee einer Unternehmensgründung und starteten Mitte 2021 mit Snag Tal. „Einige Prozesse in der Küchenbranche, dazu zähle ich die Produktion und auch die Auftragserfassung, sind bereits sehr stark digitalisiert. Wir sehen aber noch eine grüne Wiese bei der Nachbearbeitung der Aufträge. Bei Montage und Abnahme. In diese Marktlücke wollen wir mit Snag Tal“, sagt Pilgrim.
Leimbrock, Pilgrim und Lübbe wollen also ran an den Küchenhandel. Und an die Monteure. Im Großen und Ganzen sammelt Snag Tal Daten aus verschiedensten Quellen und speist diese in sein Programm Snag Web ein. Der Monteur kann vor Ort beim Endkunden mit der Snag-App auf die Daten zugreifen, Fehler melden. Checklisten abarbeiten.___STEADY_PAYWALL___In Echtzeit sendet die App das Abnahmeprotokoll an das Büro. „Durch die schnelle Übertragung wird viel Zeit gespart. Es entsteht kein Papierchaos, es geht nichts verloren“, so Leimbrock. Die Checklisten können für die Monteure individuell angepasst werden. Auch das CI kann der Küchenhändler frei gestalten. Die Idee der Checklisten führte auch zum heutigen Namen des Unternehmens. Snag ist Englisch und bedeutet Haken. Und hinter Tal verbergen sich die Anfangsbuchstaben der drei Vornamen Thomas, Anke und Lars. Das Trio arbeitet momentan an einer Lösung, die die Ersatzteilbestellung beim Hersteller erleichtert: Snag Bridge. Die Idee: Der Monteur kann vor Ort, bei Bemerken des Mangels, das gewünschte Ersatzteil über eine Schnittstelle beim Hersteller ordern. „Wir befinden uns momentan in Gesprächen mit der Industrie“, sagt Leimbrock.
Was Snag Tal braucht, sind Daten. Kurz vor Messestart hat das Unternehmen daher eine Zusammenarbeit mit der Zülpicher IT-Schmiede Dein-Konfigurator verkündet. Albrecht Arenz, Geschäftsführer und Gründer von Dein-Konfigurator, sammelt seit Jahren Daten für sein Unternehmen. Mit den intuitiv bedienbaren Planern gestartet, ist Arenz‘ Team inzwischen auch mit einem digitalen Verkaufshandbuch am Start, das unter anderem von Siematic, Störmer und V-Zug eingesetzt wird. Die Daten, die Dein-Konfigurator vorliegen, kann ab sofort auch Snag Tal einsetzen. Hier fehlten bislang vor allem Daten für E-Geräte und Zubehör, beispielsweise Infos zur Montage oder Einbauskizzen.
Auf der Area30 in Löhne stehen Snag Tal und Dein-Konfigurator Seite an Seite. Einen ersten großen Kunden hat Snag Tal bereits an Land gezogen. „Es gibt eine Vereinbarung mit Europas größtem Küchenspezialisten“, sagt Leimbrock, ohne den Namen zu nennen. Bis zu 250 Montageteams sind dann angehalten, das Tool zu benutzen. Abgerechnet wird bei Snag Tal über ein Lizenzmodell. Bei der Ersatzteilerfassung wird per Auftrag abgerechnet.
Auf der Website schreibt das Unternehmen: Snag Tal bietet „eine digitale, sortierte Auftragsakte statt Papierchaos. Aufträge effizienter bearbeiten, Probleme zielgenauer erledigen. Das spart Material-, Fahrt- und Lohnkosten.“ Bis zu 90 Prozent lassen sich die aufgewendeten Ressourcen verringern, so die Ansage. Überprüfbar ist das wohl schwer. Aber klar ist auch: Benzin, Papier, Arbeitszeit. Alles wird teurer. Der Markt braucht Lösungen in diesen Zeiten.
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