Westag

"Unternehmerische Pflicht"

20. Oktober 2021, 17:34
Michael Sindram

Die Westag AG arbeitet an einem Positionspapier und setzt auf mehrere hundert kleine und große Maßnahmen. Salvatore Figliuzzi und Michael Sindram hatten viel Besuch in ihrem Showroom in diesem Sommer in Rheda-Wiedenbrück. Zahlreiche Kunden aus der Möbel- und Küchenindustrie kamen in der Ausstellung F10 vorbei.

Das Nachhaltigkeitsmanagement des ostwestfälischen Holzwerkstoff- und Oberflächenspezialisten hatten sich Westag-CEO Sindram und Kreativchef Figliuzzi dabei eigentlich noch nicht als Thema in den Kundengesprächen vorgenommen. „Am Ende haben wir diverse Male mit Kunden die Diskussion über relevante Umweltfragen im Showroom geführt. Das Thema steht bei vielen ganz oben auf der Liste“, sagt Sindram. Und auch bei der Westag steht das Thema auf der Agenda. Bis zum Jahreswechsel bereiten sie in Rheda-Wiedenbrück ein Positionspapier vor, in dem der Fahrplan hin zum klimaneutralen Hersteller festgeschrieben sein wird. Sindram: „Es ist unsere unternehmerische Pflicht, dass wir uns mit diesem Thema strukturiert und in der Tiefe befassen. Der Weg zur Klimaneutralität ist kleinteilig und teilweise auch kostspielig. Wir müssen agieren, bevor wir durch absehbare Regulierungsanforderungen nur noch reagieren können. Das Positionspapier ist unsere Leitlinie für diesen Weg, der mit konkreten Maßnahmen und Budgets unterlegt wird.“ Im energieintensiven Holzgewerbe, in dem die Westag arbeitet, ist der Weg hin zur Klimaneutralität in der Tat weit.

„Aber wir wollen klimaneutral werden. Und weil wir es ernst meinen, müssen wir heute damit anfangen, um in vier, fünf Jahren fertig zu sein“, sagt Sindram. Klimaneutral zu werden, sei für ein mittelständisches Industrieunternehmen wie die Westag am Ende das Ergebnis einer großen Anstrengung aus vielen hundert kleinen und großen Maßnahmen. Erste Schritte wurden bereits umgesetzt. In den beiden Werken in Rheda-Wiedenbrück und Wadersloh wurden Messstationen implementiert, um erstmal den genauen Verbrauch zu analysieren. Die Dienstwagen-Regelung wurde überarbeitet. Wer einen Hybrid oder ein E-Auto nimmt, wird gefördert. Alle Schichtzeiten werden angeglichen, damit die große Dampfturbine nicht für die erste Schicht hochfahren muss, wenn ein Großteil der Kollegen erst später anfängt. Der Materialeinsatz wurde und wird analysiert, bei Harzen und gewissen Spanträgern konnte bereits in Teilen auf natürliche Materialien umgestellt werden. Von der Beleuchtung bis zu den Kompressoren: Es sind bereits einige Maßnahmen umgesetzt. Sindram: „Allein die ersten Schritte ermöglichen es uns schon heute, den CO2-Ausstoß um mehr als 10 Prozent zu reduzieren.“ In der Westag-Organisation beschäftigen sich mittlerweile allein drei Kollegen mit dem Nachhaltigkeitsmanagement.

Die Westag-Mutter Broadview hat für ihre Töchter Trespa, Arpa, Formica/Homapal das Wissen am Forschungszentrum der Gruppe namens Nemho in den Niederlanden gebündelt. Sindram: „Für uns ist das keine Marketingstory. Und das wird es auch nie werden.“ „Eine Regulierung wird kommen.“

Nach dem Gespräch im Showroom schickt Sindram nochmal seine Analyse zum Stellenwert des Themas für den Mittelstand – und für die Westag. Wir geben sie gerne weiter. Sie hat es in sich. Sindram: „Die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit ist aus meiner Sicht ein unternehmerisches Muss. Und dies nicht einmal, weil es einer eigenen Überzeugung oder dem aktuellen Trend entspricht. Es ist schlicht abzusehen, dass die Wirkungen des eigenen Footprints einen entscheidenden Einfluss auf den zukünftigen Geschäftserfolg haben werden. Aus meiner Sicht ist sicher abzusehen, dass es zu konsequenteren und damit den Geschäftserfolg beeinflussenden staatlichen Eingriffen beim Thema Nachhaltigkeit kommen wird. Derzeit im Fokus steht sicherlich der Energieverbrauch und der damit verbundene CO2-Ausstoß, dies betrifft aber ebenso Abwasser, Lärm oder andere umweltbeeinflussende Faktoren. Somit ist es eine unternehmerische Pflicht, sich diesen Themen zu stellen und eine Strategie zur Abfederung der wirtschaftlichen Auswirkung zu entwickeln – unabhängig davon, wann und in welcher genauen Form dies erfolgt. Heute mag eine Kompensation von CO2-Ausstoß durch Zertifikate finanziell noch eine lösbare Aufgabe sein, aber dies wird zukünftig schwer bis unmöglich werden. Als verarbeitendes Unternehmen mit hohem Energieverbrauch ist die Reduktion des eigenen CO2-Footprints leider kein Thema, das sich von heute auf morgen lösen lässt. Und auch keines, dass mit einem großen Schritt oder Investment erledigt ist. Eine solche Strategie umfasst vor allem viele kleine Investitionen, die in Summe zu einer signifikanten Reduktion des CO2-Footprints führen. Viele Schritte haben wir schon umgesetzt, sei es unser eigenes Biomassekraftwerk, der Einsatz von energieeffizienter Beleuchtung oder den Ersatz von bestimmten Chemikalien durch auf nachwachsenden Rohstoffen basierenden Alternativen.“

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